Freitag, 20. Januar 2006

Freitag, 20. Januar 2006 - Traffic

Wenn es kalt ist verwandeln sich öffentliche Verkehrsmittel, besonders Busse, in Sardienenbüchsen. In diesen rollenden Menschenpressen werden die Menschen zu einer grauen, zähen Masse aus Armen, Beinen, Köpfen und eigenen Meinungen und ich stecke jeden Morgen mittendrin.

Ich bin jeden morgen in einen wild zusammengesetzten Menschenklumpen eingeklemmt, welcher ganz besonders träge, da der Anteil an halbverwesten Rentner sehr hoch, ist.

Meistens beginnt der Spaß aber schon bevor man einsteigt, hier muss man sich ganz besonders vor den flüchtigen Altersheimbewohner in Acht nehmen. Diese entwickeln, wenn es darum geht, als Erster einzusteigen, um einen der heizbegehrten Sitzplätze zu bekommen, eine erstaunliche Aktivität. Da wird geschubst, geschoben, mit Handtaschen gewedelt und, soweit es die Gehhilfe zulässt, gerannt.
Hat man es dann aber geschafft in den Bus einzusteigen ohne von einer faltigen Katzenmutti angekeift zu werden weil man ihr im Weg steht, dann sieht man sich im Bus mit neuen Gefahren konfrontiert.
Hier muss man sich ganz besonders vor den Geschäftsmännern in Anzügen hüten. Diese marschieren steif im Stechschritt durch den Bus, als hätten sie einen Regenschirm in einer sehr privaten Körperöffung stecken. Jeder der keine Aktentasche unter den Arm geklemmt hat, ist für sie ein minderes Wesen und wird gnadenlos über den Haufen gerempelt. Wenn sie das nicht schaffen, dann latschen sie dir doch wenigsten auf deine frisch geputzen Stiefel oder verwenden Wörter auf dich, die andere Menschen für kleine madenartige Tierchen verwenden die in Mehltöpfen umherkrochen.
Sollte diese Art Mitfahrender fehlen, so wird sie durch die Goldfischkinder ersetzt. Die einen mit wässrigen Fischaugen anstarren, den Mund aufklppen und die labbrige Unterlippe nach unten hängen lassen um dann in einen schrillen Singsang aus Kreischen und sierenenartigem Heulen zu verfallen. Diese Kinder dringen mit ihrer Stimme in Tonlagen vor die bis jetzt kein Mensch überlebt hat, da hilfen nicht mal Ohropax.
Sollte dies aber alles nicht eintreffen und man sogar die seltene Gelegenheit hatte sich einen der Sitzplätze zu erkämpfen, dann gerät man doch immerhin an einen gesprächigen Rentner, der aus dem Mund nach Dingen riecht, die ich nicht näher definiert haben möchte. Diese geierartigen Moralrentner warten nur ein Opfer, auf das sich sich dann wie eine ausgehungerte Hochzeitsgesellschaft auf das Buffet stürzen. Sie versuchen dann an einem rumzuerziehen.
Hör nicht so laut Musik!
Sei gut in der Schule!
Hilf alten Leuten!
Ergreif einen ehrbaren Beruf!
Setz ein Dutzend Kinder in die Welt!
Fluch nicht!
Masturbier nicht!
Wenn man sich an all diese Ratschläge hält, die einem da entgegen gesabbert werden mit lockrem Gebiss, dann würde man Neurosen bekommen und anfangen mit kleinen Kinder rumzumachen.

Zum Glück fahre ich nur drei Stationen, die ich, wenn es wieder wärmer wird, wieder laufen werde.... wie alle anderen auch.