Freitag, 14. Juli 2006

Freitag, 14. Juli 2006 - Literature

Man hatte sich dazu entschieden diesen Abend mit Kultur zu verbringen, eine Lesung von Geschichten sollte es sein, zum Thema: 'Sie haben's doch nur gut gemeint'. Also ein kleiner Literaturausflug - oder Abenteuer.
Abenteuerlich war vor allem das Erreichen der Lokalität, den Petrus hatte es heut' gut gemeint und die Temperaturen in Höhen getrieben die eigentlich in anderen Breitengraden erwarten würde, nur nicht hier.
Neben den üblichen Altersheimflüchtlingen fanden sich eine Reihe anderer, leidener Gestallten in der Bahn wieder, die heute wieder einer Sardienenbüchse Konkurenz machte und so manches feine Stupsnäschen musste Bekanntschaft mit der schweißtriefenden Achsel fetter Tanktopträger schließen.
Der Typ neben mir in diesem schwitzig-glitschigen Menschenknäul, der so breitbeinig dasaß, als hätte er Eier wie Melonen und so zwei Sitze okkupierte, stank nach billigem Aftershave. Wahrscheinlich hatte seine grundgute Mutter das Zeug wärend der Schwangerschaft literweise als Kaffeeersatz getrunken und nun transperierte der arme Junge dieses.
Aber ich schweife ab.
Angekommen in der Lokalität, einem Coffeshop im Szenemoloch Friedrichshain, sah am sich als erstes mit der typischen Lokalpopulation konfrontiert. Die dominierende Spezies heut' Abend war der auf jung dressierte Mitvierziger, als Schüler war man hier eher Frischfleisch.
Nachdem man sich mit Kakao und Kaffee bewaffnet hatte, letzteres war ein eher zweifelhaftes Gebräu aus heißem Wasser, Kakaopulver und milchschaum (Woher kommt eigentlich die Unart alles mit Milchschaum panschen zu müssen?) - gab ein texanischer Hippe, der aussah wie die abgespeckte und charismalose Variante des X-Man Helden Wolverine - nur das gelbe Latex fehlte - ein musikalisches Intro mit der Trompete und erheiterte die Gäste auch in den Pausen.
Während der Hippie-Wolverine also spielte verzogen sich die Glimmstängelnuckler immer brav nach draußen, damit der Tischnachbar nciht im blauen Dunst verschwand.
Als erstes wurde man einem 2m großen Kindergartenonkel mit eienr Kaugummiartigen Erzählung über seine Jugendbekanntschaft mit einer Puffmutter beglückt.
Danach folgte auch gleich der Tiefpunkt des Abends, gebildet von der Geschichte über Herrn Meier. Herr Meier war ein frustrierter, alter Beamte, der davon träumte seine Frau zu ermorden. Bosonderer Kunstgriff hier war die einschläfernde Vortragsweise der Lesenden, welche aussah wie eine dieser Ginko futternden Esoterikerfeministinen, die den ganzen Tag mit verkniffenem Gesicht herumrennen, als hätten sie auf eine gammlige Zitrone gebissen. Sie hätte sich was von dem Kindergartenonkel was abschneiden sollen, am besten Wort wörtlich, dann hätte sie auch über das Pult gucken können.
Ein bisschen lachen - endlich - durfte man über den Hotten-Totten-Olm, de rmehr oder wneiger rechtschaffende Bürger in der Berliner Kanalisation verschwinden ließ. Wie David Copperfield, nur dass die Leute nicht wieder mit Glitzerstaub aus einer bunten Kiste auftauchten.
Die Erzählung über den vorschnellen Zeus und seinen dumm-treuen Diener Hermes, der einen modernen Helden zum Ruhme seines Herren suchen sollte, zeugte von Ideenreichtum. Warum dann aber das Arbeitsamt zum Hades wurde und man G.W. Bush erschoss, blieb leider im Trüben.
Die Bettgeschichten, die uns dann spät am Abend erzählt wurden, zeugten endlich von der Ironie und der Alltagsabsurdität, die der Titel der Veranstalltung schon zu Anfang versprochen hatte.
Schlussendlich kann man nur sagen: 'Sie hatten's doch nur gut gemeint!' - ebenso wie Petrus, dieser ließ nämlich auf einen heißen Tag einen recht kühlen Abend folgen.

Dienstag, 13. Juni 2006

Bruchstück: Weiß - Schneeprinz

Sie wusste nicht wie lang sie so da standen, aber es muß eine ganze Weile gewesen sein, denn als sie das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte, merkte sie das ihr Fuß eingeschlafen war. Ein Seufzen verließ ihre Lippen und sie begann, mit dem Blick auf den Boden gerichtet, ihren Fuß zu kreisen. Als sie den Blick wieder hob erschrak sie für einen kurzen Moment. Auf den ersten Blick hatte sie gedacht ihr Schützling sei verschwunden, doch bei genauerem hinsehen sah sie ihn im Schnee liegen. Den Körper lang hingeschreckt, das Gesicht zum Himmel gerichtet und einen Arm angewinkelt lag er dort.
Nun kroch ein mulmiges Gefühl in ihren Magen, wartend bis sich der gute Freund Panik in ihrem Nacken niederließ. Mit hastigen Schritten eilte sie auf den Jungen zu und kniete neben ihm nieder. Er hatte die Augen geschlossen und der Atem ging ruhig und flach. Sie schluckte, denn ihr fiel nun wieder auf wie blass der Junge wirklich war. Die Haut war fast so weiß wie der Schnee, die Lippen nur wenige Nuancen dunkler und das Haar hob sich gar nicht vom Untergrund ab, es sah eher aus wie feinstes Gespinst aus Eiskristallen.
„Hey, alles in Ordnung?“ sie rüttelte an seiner Schulter.
„Mhmm....“ kam es schläfrig zurück und er öffnete die Augen um ihr mit einem trüben Blick entgegen zu sehen.
„Warum liegst zu hier im Schnee? Steh auf, du holst dir sonst was weg!“
Er starrte sie eine Weile an, dann wanderte sein Blick zu seiner einen Hand die neben seinem Kopf im Schnee lag. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er dreht sich in ihre Richtung so das er halb auf der Seite, halb auf dem Bauch lag, das Gesicht tief in den Schnee geschmiegt lag er da. Sein Blick war immer noch auf die Hand gerichtet, die nun begann über die Schneedecke zu streichen als sei es ein weicher Teppich oder die Haut einer Geliebten.
„ Es ist so weich.“ Hauchte es mit seiner dünnen Stimme in den Schnee.

Dienstag, 2. Mai 2006

Dienstag, 02. Mai 2006 - City Tour

Sie kennen das: Da hat man endlich einen hübschen DSL Anschluss und versucht das LAN Kabel irgendwie (notfalls mit Gewalt - unklug aber menschlich) in die zugehörige Buchse zu bekommen um dann irgendwann entnervt zu resignieren und die Tatsache anzuerkennen, dass der vorhandene Anschluss entweder von Anno vorvorgestern ist oder schlicht und einfach nicht das ist wofür man ihn hält . Logische Schlussfolgerung: Eine Lösung muss her - und zwar pronto.
Ab in die Stadt, rein in den erstbesten Electrodiscount und ab zur Computerecke.
Nix entsprechendes gefunden, also "Fachmann" gefragt, nach einigen mitleidigen Blicken seitens des Verkäufers erfahren, dass man mir so nicht helfen könne, man bräuchte schon Ansichtsmaerial.
Zurück nach Hause, Schraubenzieher gepackt, das Dings ausgebaut, wieder in die Stadt. Diesmal allerdings in ein Fachgeschäft - das man nach gut 45 Minuten Fussweg durch Straßen und Gassen gefunden hat. Rein, Dings gezeigt (es lebe der Sinn fürs Praktische), kompetenten Verkäufer erwischt, eingetütet (das Dings, welches sich als Netzwerkkarte herraustellte, nicht den Verkäufer), nach Hause, probiert, passt! Hurra. Oder auch nicht, denn zwar passt das Kabel nun doch in die Buchse, aber das Kabel ist zu kurz um vom Rechner zur DSL Buchse zu reichen - langsam wirds nervig. Zur Stärkung Nudeln mit Schinken in der Pfanne aufgewärmt und gegessen. Und gleich nochmal in die Stadt - vielleicht klappts ja diesmal, wenn nicht, sehe ich mich mit einem Internetenzug konfrontiert.
Und zwar richtig - nix Mail, nix WWW, nix ICQ. Ich habe notgedrungen versucht, das alte USB Modem neu zu istallieren, bringt aber auch nichts, ich schließe daher darauf das mit DSL die Benutzung eines analogen Modems unmöglich geworden ist. Als Notfallprogramm, steht immerhin die Ultra-Super-Mega-Extended Version vom "Herrn der Ringe" im Regal bereit und wartet auf ihren Einsatz damit man nicht an Langeweile verrecke. *** BREAK ***
Und wieder zurück aus der Stadt und JA, es funktioniert: Endlich Internet.
Naja, auf einen Stolperfallen freien Flur werde ich wohl in Anbetracht der Kabelinvasion wohl ab jetzt verzichten müssen.

Samstag, 18. März 2006

Tag für Tag

Die Sonne erhob sich über den Horizont, wurde widergeboren aus der Dunkelheit der Nacht um ihr Licht und die Wärme in die Welt zu bringen. Sie begann einen neuen Zyklus der mit ihrer Geburt am Horizont anfing und mit ihrem Untergang am selbigen endete.
Ihr Licht floss über das Meer bis es das Ufer erreicht hatte, um dort, gleich einer Eidechse, die Mauern des Palastes empor zu kriechen. Meter für Meter kroch es hinauf, bis es endlich eins der großen Fenster erreicht hatte. Endlich einen Einlass gefunden, schwang es sich, von den Buntglasscheiben wenig behindert, über das Fensterbrett ins Innere. Es tröpfelte langsam, leise aber stetig hinüber um auf dem Boden seinen Weg fort zu setzen. Gleich einer Armee aus Licht schritt es auf seinem Weg voran, mit sich bringend den neuen Tag.
Sein Weg wurde abrupt gestoppt als es auf ein Hindernis traf. Doch nicht lange hielt es sich auf, unbeirrbar machte sich das Licht daran sein Hindernis zuklimmen. Es kletterte hinüber, erhellte und entlarvte es als Mensch der auf dem Boden schlief.
Morpheus, der die Gestallt bis eben in den Armen gehalten hatte, zerfloss, vom Licht aufgelöst zu wabernden Dunst der sich langsam lichtete.
Der Mann auf dem Boden gab ein unwilliges Murren von sich, die Augen blieben trotzig verschlossen und die geschwungenen Augenbrauen zogen sich zusammen. Der schlanke Körper krümmte sich zusammen, rollte sich ein, als wolle er die letzten Reste des Schlafes einschließen und bei sich behalten. Doch diese stoben verschreckt auseinander als draußen ein Seevogel seinen schrillen Schrei ertönen ließ.
Darius schlug nun doch die Augen auf, dieses schrille Gekreisch des Vogels machte ihn wütend, zu wütend um weiter zu schlafen. Was viel diesem Vieh ein um diese Uhrzeit solchen Lärm zu machen! Es war schon schlimm genug das er vergessen hatte am vorigen Abend die Vorhänge zu zuziehen und so mit dem ersten Licht des Tages erwachte. Dieses hatte seinen Feldzug weiter fortgesetzt und tauchte das Zimmer klares, zartes Morgenrot, malte harte Schatten an die Wände und hauchte sanftes Rosé auf den Himmel.
Grüne Augen blinzelten dem neuen Tag entgegen, noch unwillig sich an die Helligkeit zugewöhnen. Mit einem Seufzen ihres Besitzers schlossen sie sich wieder. Ein weiter Tag, ein weiter Tag voll Langeweile und Nichtstun. Noch dazu einer der früher begann als er eigentlich sollte. Wie lange ging das nun schon? Monate? Ein halbes Jahr? Ein Ganzes? Darius wusste es nicht mehr, er hatte irgendwann aufgehört die Tage zu zählen. Seit sein letzter Besitzer gegangen war, war eine Ewigkeit vergangen und kein Neuer war erschienen. Was war los? Hatte man ihn vergessen oder war sein Key verloren gegangen? Wahrscheinlich. In Darius Kopf bildete sich das die Vorstellung wie sein Key vergessen in einer Kiste oder Schublade verstaubte. Oder gar schlimmer, er auf dem Meeresgrund versunken lag oder in einer Höhle zwischen Kies und Geröll steckte. Die Vorstellung spann sich in der Gedankenwelt von Darius weiter, niemand würde kommen, weil niemand den Schlüssel zu seinem Zimmer hatte und er würde hier harren. Warten, warten und warten, bis er eines Tag alt und verwelkt sterben würde oder wenn nicht am Alter, dann an Langeweile!
Blödsinn!
Ein dunkles Knurren stieg die Kehle des Jungen Mannes hinauf, brachte sie zum vibrieren um dann über schmale Lippen zu entschlüpfen. Sich Selbst einen Dummkopf scheltend stand Darius auf. Das war nun wirklich übertrieben! Bestimmt lag sein Schlüssel in irgendeinem Kästchen, sicher aufbewahrt, wartend darauf das ihn jemand fand der wusste was er wert war. Früher oder später würde sicher jemand kommen!
Aber was sollte er bis dahin tun?
Es war früher Morgen, die Sonne war noch nicht einmal richtig aus dem Meer emporgestiegen. Viel Zeit hieß es verbringen, doch nichts gab es, was er hätte tun können um Chronos ein Schnippchen zu schlagen, es gab einfach nichts mehr. Darius hatte alle Bücher gelesen die sich in der massigen Schrankwand stapelten, er hatte sie entstaubt, sortiert und bei manchen sogar die abgegriffenen Buchrücken repariert. Er hatte sich selbst Schach beigebracht, gegen sich selbst gespielt bis selbst das keine Ablenkung mehr war.
Nun verbracht Darius Tag für Tag damit dösend auf dem Sofa oder dem beheizend Fußboden zu liegen, schläfrig vor sich hin dämmert, die Wärme genießend die von Sonnenlicht oder Beheizung ausging und ihn umgarnte. Doch immer öfter spürte er das Gefühl der Lethargie, das Nachlassens seines Geistes. Wenn er weiter in diesen Zustand des Nichtstuns verweilte würde er sich bald ganz der Lethargie ergeben und nie wieder aufwachen.
Von dieser Aussicht bedrängt, begann der junge Mann im Zimmer auf und ab zu schreiten, gleich einem Raubtier das unruhig an den Gitterstäben entlang streifte, ein großer Wille der eingepfercht unruhig auf den Moment der Flucht aus seinem Gefängnis wartet. Ein Gefangener war er, ja, zwar nicht in diesem Zimmer, wohl aber im Palast. Er war das Raubtier, die Mauern seine Gitterstäbe.
Schweigend schritt er die Strecke von einem Schrankwandende zu anderen auf und ab. Auf und ab. Immer wieder, unruhige aber geschmeidige Schritte trugen den hochgewachsenen Körper, ließen das fließende Gewand wehen, kein Laut war zu hören wenn die baren Füße auf den dicken Teppich aufsetzten. Auf und ab.
In einem plötzlich Satz brach Darius aus seiner immer gleichen Laufbahn aus, machte drei, vier ausgreifende Schritte um Schwung zu holen und sprang von hinten über die Sofalehne. Seine kräftigen Beine spannten sich an als er in der Hocke auf dem großen Sofa landete. Dieses gab ein bedrohlich ächzendes Geräusch von sich, als würde es bei weiter Belastung entzweibrechen, doch nichts geschah.
Die grünen Augen, die bis eben noch, düster in die Welt geblickt hatten wurden ausdruckslos, als der Mann den samtigen Stoff des Bezugs unter seinen Füßen spürte. Keinen Finger rührte er, kein Muskel zuckte verräterisch im schönen Gesicht des Mannes. Wäre da nicht das leichte sich Heben und Senken der Brust gewesen, so hätte man ihn auch für eine schön gemeißelte Statur halten können.
Die Augen weiter auf einen unbestimmten Punkt gerichtet, den Blick leer, neigte er leicht den Kopf in Richtung der Fenster. Die Sonne hatte sich nun vollends aus dem Meer erhoben und ihr warmes Licht flutet durch die großen Bundglasfenster in den Raum. Malte ein orange-rotes Feuerspiel auf die Gestallt auf dem Sofa, erweckte das Feuerspiel des Wandfrieses zum Leben und zauberte einen Funkensturm in das lange Haar, welches sich beim Sprung aus dem Zopf gelöst hatte und nun ungehindert in langen Wellen über den Rücken des Mannes, der dort selbstvergessen vor dem Fenster hockte, fiel.
Darius genoss die Strahlen die seine Haut wärmten. Er ließ sich, genießerisch die Augen schließend nach hinten sinken, streckte den langen Körper aus und rekelte sich bis er seiner Meinung nach bequem genug lag um länger so zu verweilen.
Draußen schrie wieder schrill ein Seevogel, wahrscheinlich der selbe der ihn heut morgen aus dem Schlummer gerissen hatte. Mistvieh! Als wolle dieser Vogel ihn davon abhalten wieder einzuschlafen.
Vielleicht war es ja gar kein Vogel der da schrie, sonder ein Mensch, ein hübsches Mädchen, von einer eifersüchtigen Rivalin im Kampf um einen schönen Jüngling in einen Vogel verwandelt. Und nun, von ihrem Liebsten getrennt, schwebte dieses Mädchen über den Klippen, zog ihre unendlichen Kreise und schrie ihre Trauer hinaus auf das Meer.
Welch reizend traurige Geschichte!
Darius schlug die Augen auf, sprang, von einer Welle aus Taten- und Willensdrang gepackt auf, hastete zu den wuchtigen Schränken, zog eine der Schubladen auf, griff sich die darin aufbewahrten Schreibutensilien und lief wieder zum Sofa zurück. Dort angekommen ließ er sich sogleich auf den Boden nieder, legte mit eifrigem Blick Papier und Feder vor sich hin, um noch schnell seine langen Haare zu bändigen, da diese ihn sonst beim Schreiben behindern würden. Flink und geschickt flochten seine schlanken Finger die Strähnen in einander und verschnürten das Ende des Zopfes mit einem Lederband.
Endlich soweit anzufangen griff Darius zur Feder und setzte sie voller Entschlossenheit aufs Papier um seiner Idee von einer Geschichte Form und Worte zu verleihen, doch er stockte. Seine Hand wusste nicht was sie tun sollte, sein Kopf hatte keine Worte für sie, die sie aufs Papier hätte bringen könnten. Ihm fiel einfach nichts ein! Da war die Idee in seinem Kopf, der Kern für diese traurig-schöne Geschichte doch die Worte die sie erzählen sollten, wollten nicht kommen. Es war zum verrückt werden! Da hatte er einen Einfall um sich die endlose Zeit zu vertreiben und dann machte ihm sein eigener Kopf alles zu Nichte.
Darius krampfte die Finger um den Federgriffel, drückte die Spitze auf das Papier bis sie sich verbog und einen großen Tintenklecks hinterließ. Vielleicht lag es daran das diese Geschichte niemand hören würde, das er sie einfach nur schreiben wollte um sich das Warten zu erleichtern und nicht um jemanden damit zu erfreuen. Aber wem sollte er sie denn erzählen, es war doch niemand da der sie hätte hören können! Niemand kam um seinen Erzählungen zu lauschen, niemand der mit ihm auf Wanderschaft durch Märchen und Legenden ging.
Die langen Finger hielten immer noch die Feder umschlungen, umklammerten sie mit eisernem Griff.
In einem heftigen Ansturm von Wut warf Darius die Feder von sich. Sie prallte klappernd gegen das Fenster und viel in einem Regen von blauer Tinte zu Boden. Die Tinte glitzerte kurz im Licht der mittlerweile untergehenden Sonne, gleich einer Handvoll blauer Juwelen die jemand in die Luft geworfen hatte, dann waren sie verschwunden, verschluckt vom Teppich der sie gierig wie ein Durstiger Wanderer aufgesogen hatte.
Der junge Mann dessen Augen nun umwölkt und düster in die Welt starrten Stand ruppig vom Tisch auf, doch seine sonst so eleganten Bewegungen gerieten ins stocken als sich einer seiner Füße in dem wallenden Gewand verhedderte.
Mit einem wütenden Aufschrei verlor Darius das Gleichgewicht, versucht noch mit rudernden Armen es wieder zu erlangen, kippt dann aber doch zur Seite weg. Mit einem Dumpfen Geräusch ging er zu Boden, sein linker Fuß verdreht sich und ein Knie schlug schmerzhaft gegen die Ecke des Tisches.
Sich von seiner Wut mitreißen lassen entrang sich dem Mann ein lautes Knurren, das in einen hitzigen Aufschrei endete. Wütend über seine eigene Ungeschicktheit strampelte sich Darius hastig und wenig elegant aus seiner Kleidung frei, dabei sich selbst und den Tisch wüst beschimpfend. Immer wieder nach Tisch und Kleidung treten rutschte er ein Stück vom Tisch weg, schmiss einen Krug der auf dem stand herunter der mit lautem Scheppern zu Bruch ging und Darius noch rasender machte. Nun vollends von der Wut gepackt wollte er aufstehen und den Tisch, der ihm soviel Unmut bescherte entzwei schlagen, doch in seiner Raserei verhedderte er sich abermals in seiner weiten Kleidung und viel sogleich wieder zu Boden.
Plötzlich war alle Wut verraucht, erstickt an einer plötzlich Erschöpfung die über ihn einher viel wie ein Schwarm Heuschrecken über ein Getreidefeld. Eine einfach Ergebenheit seine Situation lähmte seine Glieder, ließ sie ermattet zu Boden sinken und erstickte allen Zorn.
Müde starrte Darius zum Fenster hinter dessen bunten Scheiben die Sonnen langsam im Meer versank, den Kreislauf beendend den sie am Morgen begonnen hatte. Blutrotes Licht leuchtet noch einmal auf dem Haar des Mannes auf der sich nun, erschöpft und müde auf dem Boden zusammen gerollt hatte.
Darius spurte wie die letzten Strahlen des Tages eine Haut wärmten, ehe er ergeben die Augenschloss um auf den Schlaf zu warten der ihn von einem Tag zum anderen führte. Wartend lag er da, wartend auf den Schlaf, wartend auf einen neuen Tag, wartend darauf das endlich jemand kam um ihn von dieser endlos erscheinenden Langeweile zu befreien.
Mit diesem Gedanken und den langsam ersterbenden Sonnenstrahlen auf der Haut schlief Darius ein.



[ für Jojo]

Montag, 20. Februar 2006

Der Träumer

Er ist auf dem Sofa eingeschlafen.
Die Beine angezogen, die Knie leicht angewinkelt, den Rücken rund gemacht wie eine kleine Katze die sich behaglich zusammenrollt. Sein Kopf ist auf die Armlehne gebettet, die Hände ruhen neben dem Gesicht.
Kaltes Mondlicht scheint durch das Fenster herrein, lässt das Gesicht pfahl und gespenstisch wirken. Die Haare, die ihm wirr über Stirn und Augen fallen zeichnen harte Schatten auf die entspannten Züge. Wie feinstes Gespinnst aus weißen Fäden schmiegen sie sich an die blassen Wangen, kitzeln den zarten Hals.
Er zieht die Augenbrauen leicht zusammen, die Hände zucken schwach doch auf den schmalen Lippen bildet sich ein sanftes Lächeln.
Jetzt erzittern die weichen Wimpern unter dem Flackern der geschlossenen Lider, doch er wacht nicht auf. Die Lippen, eben noch von einem zufriedenen Zug geziert teilen sich, lassen den warmen Atem entfleihen, hauchen ihn sanft gegen die Hände.
Wieder zucken die Lider.
Wovon er wohl träumt?

Freitag, 20. Januar 2006

Freitag, 20. Januar 2006 - Traffic

Wenn es kalt ist verwandeln sich öffentliche Verkehrsmittel, besonders Busse, in Sardienenbüchsen. In diesen rollenden Menschenpressen werden die Menschen zu einer grauen, zähen Masse aus Armen, Beinen, Köpfen und eigenen Meinungen und ich stecke jeden Morgen mittendrin.

Ich bin jeden morgen in einen wild zusammengesetzten Menschenklumpen eingeklemmt, welcher ganz besonders träge, da der Anteil an halbverwesten Rentner sehr hoch, ist.

Meistens beginnt der Spaß aber schon bevor man einsteigt, hier muss man sich ganz besonders vor den flüchtigen Altersheimbewohner in Acht nehmen. Diese entwickeln, wenn es darum geht, als Erster einzusteigen, um einen der heizbegehrten Sitzplätze zu bekommen, eine erstaunliche Aktivität. Da wird geschubst, geschoben, mit Handtaschen gewedelt und, soweit es die Gehhilfe zulässt, gerannt.
Hat man es dann aber geschafft in den Bus einzusteigen ohne von einer faltigen Katzenmutti angekeift zu werden weil man ihr im Weg steht, dann sieht man sich im Bus mit neuen Gefahren konfrontiert.
Hier muss man sich ganz besonders vor den Geschäftsmännern in Anzügen hüten. Diese marschieren steif im Stechschritt durch den Bus, als hätten sie einen Regenschirm in einer sehr privaten Körperöffung stecken. Jeder der keine Aktentasche unter den Arm geklemmt hat, ist für sie ein minderes Wesen und wird gnadenlos über den Haufen gerempelt. Wenn sie das nicht schaffen, dann latschen sie dir doch wenigsten auf deine frisch geputzen Stiefel oder verwenden Wörter auf dich, die andere Menschen für kleine madenartige Tierchen verwenden die in Mehltöpfen umherkrochen.
Sollte diese Art Mitfahrender fehlen, so wird sie durch die Goldfischkinder ersetzt. Die einen mit wässrigen Fischaugen anstarren, den Mund aufklppen und die labbrige Unterlippe nach unten hängen lassen um dann in einen schrillen Singsang aus Kreischen und sierenenartigem Heulen zu verfallen. Diese Kinder dringen mit ihrer Stimme in Tonlagen vor die bis jetzt kein Mensch überlebt hat, da hilfen nicht mal Ohropax.
Sollte dies aber alles nicht eintreffen und man sogar die seltene Gelegenheit hatte sich einen der Sitzplätze zu erkämpfen, dann gerät man doch immerhin an einen gesprächigen Rentner, der aus dem Mund nach Dingen riecht, die ich nicht näher definiert haben möchte. Diese geierartigen Moralrentner warten nur ein Opfer, auf das sich sich dann wie eine ausgehungerte Hochzeitsgesellschaft auf das Buffet stürzen. Sie versuchen dann an einem rumzuerziehen.
Hör nicht so laut Musik!
Sei gut in der Schule!
Hilf alten Leuten!
Ergreif einen ehrbaren Beruf!
Setz ein Dutzend Kinder in die Welt!
Fluch nicht!
Masturbier nicht!
Wenn man sich an all diese Ratschläge hält, die einem da entgegen gesabbert werden mit lockrem Gebiss, dann würde man Neurosen bekommen und anfangen mit kleinen Kinder rumzumachen.

Zum Glück fahre ich nur drei Stationen, die ich, wenn es wieder wärmer wird, wieder laufen werde.... wie alle anderen auch.