Dienstag, 13. Juni 2006

Bruchstück: Weiß - Schneeprinz

Sie wusste nicht wie lang sie so da standen, aber es muß eine ganze Weile gewesen sein, denn als sie das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte, merkte sie das ihr Fuß eingeschlafen war. Ein Seufzen verließ ihre Lippen und sie begann, mit dem Blick auf den Boden gerichtet, ihren Fuß zu kreisen. Als sie den Blick wieder hob erschrak sie für einen kurzen Moment. Auf den ersten Blick hatte sie gedacht ihr Schützling sei verschwunden, doch bei genauerem hinsehen sah sie ihn im Schnee liegen. Den Körper lang hingeschreckt, das Gesicht zum Himmel gerichtet und einen Arm angewinkelt lag er dort.
Nun kroch ein mulmiges Gefühl in ihren Magen, wartend bis sich der gute Freund Panik in ihrem Nacken niederließ. Mit hastigen Schritten eilte sie auf den Jungen zu und kniete neben ihm nieder. Er hatte die Augen geschlossen und der Atem ging ruhig und flach. Sie schluckte, denn ihr fiel nun wieder auf wie blass der Junge wirklich war. Die Haut war fast so weiß wie der Schnee, die Lippen nur wenige Nuancen dunkler und das Haar hob sich gar nicht vom Untergrund ab, es sah eher aus wie feinstes Gespinst aus Eiskristallen.
„Hey, alles in Ordnung?“ sie rüttelte an seiner Schulter.
„Mhmm....“ kam es schläfrig zurück und er öffnete die Augen um ihr mit einem trüben Blick entgegen zu sehen.
„Warum liegst zu hier im Schnee? Steh auf, du holst dir sonst was weg!“
Er starrte sie eine Weile an, dann wanderte sein Blick zu seiner einen Hand die neben seinem Kopf im Schnee lag. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er dreht sich in ihre Richtung so das er halb auf der Seite, halb auf dem Bauch lag, das Gesicht tief in den Schnee geschmiegt lag er da. Sein Blick war immer noch auf die Hand gerichtet, die nun begann über die Schneedecke zu streichen als sei es ein weicher Teppich oder die Haut einer Geliebten.
„ Es ist so weich.“ Hauchte es mit seiner dünnen Stimme in den Schnee.