Freitag, 14. Juli 2006

Freitag, 14. Juli 2006 - Literature

Man hatte sich dazu entschieden diesen Abend mit Kultur zu verbringen, eine Lesung von Geschichten sollte es sein, zum Thema: 'Sie haben's doch nur gut gemeint'. Also ein kleiner Literaturausflug - oder Abenteuer.
Abenteuerlich war vor allem das Erreichen der Lokalität, den Petrus hatte es heut' gut gemeint und die Temperaturen in Höhen getrieben die eigentlich in anderen Breitengraden erwarten würde, nur nicht hier.
Neben den üblichen Altersheimflüchtlingen fanden sich eine Reihe anderer, leidener Gestallten in der Bahn wieder, die heute wieder einer Sardienenbüchse Konkurenz machte und so manches feine Stupsnäschen musste Bekanntschaft mit der schweißtriefenden Achsel fetter Tanktopträger schließen.
Der Typ neben mir in diesem schwitzig-glitschigen Menschenknäul, der so breitbeinig dasaß, als hätte er Eier wie Melonen und so zwei Sitze okkupierte, stank nach billigem Aftershave. Wahrscheinlich hatte seine grundgute Mutter das Zeug wärend der Schwangerschaft literweise als Kaffeeersatz getrunken und nun transperierte der arme Junge dieses.
Aber ich schweife ab.
Angekommen in der Lokalität, einem Coffeshop im Szenemoloch Friedrichshain, sah am sich als erstes mit der typischen Lokalpopulation konfrontiert. Die dominierende Spezies heut' Abend war der auf jung dressierte Mitvierziger, als Schüler war man hier eher Frischfleisch.
Nachdem man sich mit Kakao und Kaffee bewaffnet hatte, letzteres war ein eher zweifelhaftes Gebräu aus heißem Wasser, Kakaopulver und milchschaum (Woher kommt eigentlich die Unart alles mit Milchschaum panschen zu müssen?) - gab ein texanischer Hippe, der aussah wie die abgespeckte und charismalose Variante des X-Man Helden Wolverine - nur das gelbe Latex fehlte - ein musikalisches Intro mit der Trompete und erheiterte die Gäste auch in den Pausen.
Während der Hippie-Wolverine also spielte verzogen sich die Glimmstängelnuckler immer brav nach draußen, damit der Tischnachbar nciht im blauen Dunst verschwand.
Als erstes wurde man einem 2m großen Kindergartenonkel mit eienr Kaugummiartigen Erzählung über seine Jugendbekanntschaft mit einer Puffmutter beglückt.
Danach folgte auch gleich der Tiefpunkt des Abends, gebildet von der Geschichte über Herrn Meier. Herr Meier war ein frustrierter, alter Beamte, der davon träumte seine Frau zu ermorden. Bosonderer Kunstgriff hier war die einschläfernde Vortragsweise der Lesenden, welche aussah wie eine dieser Ginko futternden Esoterikerfeministinen, die den ganzen Tag mit verkniffenem Gesicht herumrennen, als hätten sie auf eine gammlige Zitrone gebissen. Sie hätte sich was von dem Kindergartenonkel was abschneiden sollen, am besten Wort wörtlich, dann hätte sie auch über das Pult gucken können.
Ein bisschen lachen - endlich - durfte man über den Hotten-Totten-Olm, de rmehr oder wneiger rechtschaffende Bürger in der Berliner Kanalisation verschwinden ließ. Wie David Copperfield, nur dass die Leute nicht wieder mit Glitzerstaub aus einer bunten Kiste auftauchten.
Die Erzählung über den vorschnellen Zeus und seinen dumm-treuen Diener Hermes, der einen modernen Helden zum Ruhme seines Herren suchen sollte, zeugte von Ideenreichtum. Warum dann aber das Arbeitsamt zum Hades wurde und man G.W. Bush erschoss, blieb leider im Trüben.
Die Bettgeschichten, die uns dann spät am Abend erzählt wurden, zeugten endlich von der Ironie und der Alltagsabsurdität, die der Titel der Veranstalltung schon zu Anfang versprochen hatte.
Schlussendlich kann man nur sagen: 'Sie hatten's doch nur gut gemeint!' - ebenso wie Petrus, dieser ließ nämlich auf einen heißen Tag einen recht kühlen Abend folgen.

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